Bericht Port o Böju 2016 - aus anderer Sicht

Ein subjektiver Bericht von zwei Neulingen, Thomas Kaufmann, Steuermann und Daniel Fischer Vorschoter.

Samstag, 30. April 2016, Sonne, 14°C, Wind aus NW mit 1 – 2 Bf, 17 Crews am Start, alles ist bereit für die Port-o-Böju 2016. Nach dem Skippermeeting gings zügig auf’s Wasser, wollten wir doch noch ein paar Manöver üben, da die geplanten Trainings ausgefallen waren. Die Spi-Manöver klappten leidlich und so entschlossen wir uns, langsam in Richtung Start zu verschieben. Offensichtlich zu langsam, denn als wir noch ca. 100 m von der Startlinie entfernt waren, ertönte der Startschuss…

Künstlerpech, wir liessen uns aber nicht aus der Ruhe bringen und nahmen die Verfolgung des Feldes auf. Bereits auf der Kreuz konnten wir einen Platz gutmachen und auf dem Spi-Kurs schnappten wir uns nochmals zwei Boote. Auf der zweiten Kreuz merkten wir, dass wir irgendwie nicht richtig vom Fleck kamen. Wir verloren ca. 5 Bootslängen auf das Feld. Auf dem zweiten Vorwindkurs konnten wir unseren Platz halten und kreuzten als 14. die Ziellinie.

Beim Start zur zweiten Wettfahrt waren wir dann dabei, aber nicht an vorderster Front, wir hatten noch etwas Respekt davor, uns in das Getümmel auf der Startlinie zu werfen. Wir versuchten sauber zu segeln, Winddreher auszunützen und arbeiteten sehr konzentriert. Es war aber wieder so, wie im ersten Lauf, Verlust auf der Kreuz, Gewinn auf dem Vorwindkurs. Das Resultat war wieder der 14. Platz.

In der Zwischenzeit bestätigte sich der Wetterbericht, von Westen her wurde es immer dunkler! Da kommt noch etwas auf uns zu!

Zügig wurde zur dritten Wettfahrt gestartet. Diesmal gingen wir mit mehr Selbstvertrauen zur Sache, erwischten einen guten Start und gingen im ersten Dritten auf den Kurs. Wir glaubten, dass unsere schlechte Speed daher rühre, dass wir zu hart segelten, also versuchten wir es mit etwas weniger dichten Segeln und etwas weniger Höhe laufend. Das Resultat war ernüchternd, wir verloren noch mehr, so, dass es letztlich nur zum 15. Platz reichte.

Aufgrund der Wetterentwicklung entschied sich die Wettfahrtleitung es bei drei Läufen zu belassen und schickte uns zurück an Land. Inzwischen war der Himmel rabenschwarz und in der Ferne zuckten Blitze und grollten Donner. Kurz bevor wir den Steg erreichten krachte ein Blitz unmittelbar neben uns in einen Baum am Ufer, wir konnten die Spannung in der Luft spüren! Wir waren froh, im „sicheren Hafen“ zu sein.

Wegen privater Termine konnten wir am abendlichen Pasta-Plausch nicht dabei sein. Dem Vernehmen nach war es ein gemütlicher Abend.

Sonntag, 01. Mai 2016, 09.00 Uhr, Dauerregen, 6°C, Wind aus W mit 1 Bf. Da kam nicht wirklich Freude auf. Der Wettfahrtleiter hatte Erbarmen und verlegte das Briefing ins warme und trockene Clubhaus. Man wolle sehen, dass noch 2 – 3 Läufe gesegelt werden können, damit es eine vernünftige Wertung gebe… Der innere Schweinehund war da ganz anderer Meinung… Nach zähem Ringen hatten wir denselben besiegt und machten uns auf, dem Regen zu trotzen.

Da bei Westwind die Bahn quer zum See gelegt wird und somit wesentlich kürzer ist, kommt dem Start eine grössere Bedeutung zu. Wir entschieden uns, nichts anbrennen zu lassen und stürzten uns mutig in die „Schlacht“. Ohne „Feindkontakt“ und ohne Protest schafften wir es, als sechste die Startlinie zu passieren! Nicht schlecht, so inmitten der Cracks zu segeln. Leider wiederholte sich die Systematik von gestern, Verluste auf der Kreuz und Gewinne auf dem Vorwind-Kurs… Da sich das Feld nicht mehr so in die Länge zog, hatten wir nun auch die Gelegenheit, uns in der Disziplin „Rudelbojenrunden“ zu üben. Es machte richtig Spass, so zu millimeterlen! Am Ende hatten wir wieder drei Boote hinter uns gelassen.

Nach einem wärmenden Kaffee und etwas Gymnastik, waren wir bereit für den nächsten Lauf. Da wir wegen unserer Kreuzerei keinen Blumentopf gewinnen könnten, wollten wir im mutmasslich letzten Lauf wenigstens noch einen optimalen Start hinlegen. Also gingen wir wesentlich aggressiver zur Sache. Timing und Position stimmten, wir behaupteten unsere Position und kreuzten mit dem Startschuss als dritte die Linie! Wenigstens ein kleines Erfolgserlebnis! Es folgte wieder dasselbe Lied, wir konnten wieder drei Boote hinter uns lassen, zu mehr reichte es einfach nicht.

Letzen Endes beendeten wir die Regatta auf dem drittletzten Platz. Mehr als die Tatsache, dass wir deshalb diesen Bericht schreiben duften, beschäftigte uns unsere schlechte Performance auf der Kreuz…

Beim Smalltalk nach dem Rangverlesen gab uns ein Mitbewerber einen wahrscheinlich entscheidenden Hinweis betreffend unserer „Kreuz-Probleme“. Ihm sei aufgefallen, dass wir auf der Kreuz weit hinten sässen und so der Schwerpunkt weit hinten sei, was dazu führe, dass sich das Heck richtiggehend festsauge… Stimmt, wir sassen weit hinten und unter Spi eher mittschiffs und dann waren wir so schnell, wie die Andern! Wenn wir dies nur früher gemerkt hätten!

Für uns war es ein interessantes, lehrreiches Wochenende, wir haben die Kameradschaft unter den Yngling-Seglern genossen. Wir danken der Wettfahrtleitung der Starflotte „Halse“  unter Werner Münger für die fairen Wettfahrten, dem SCH für die Gastfreundschaft und gratulieren allen Crews, die vor uns platziert waren, besonders natürlich den Siegern, SUI 458, Thomas Beck und Michael Schoedon vom TYC, welche in vier von fünf Läufen die Ziellinie als erste überquert haben!

Wir sehen uns wieder, an der Port o Böju 2017!

SUI 47 (192) Nora
Thomas Kaufmann und Daniel Fischer